Bücherbummel: Die Schlankformel (Jason Fung)

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Die Schlankformel

Die Rezension des Buches Die Schlankformel von Dr. Jason Fung ist zuerst im LCHF Magazin erschienen – hier geht es zur Leseprobe. Das Magazin ist im Zeitschriftenläden an Bahnhöfen und Flughäfen erhältlich, oder kann online bestellt werden bei Expert Medien.

 

Warum werden wir dick und was können wir dagegen tun? Diese beiden Fragen stehen im Mittelpunkt des Buches „Die Schlankformel“ von Dr. Jason Fung. Gut, so ziemlich jeder Abnehmratgeber behauptet dasselbe von sich, und doch unterscheidet sich das vorliegende Buch maßgeblich von allen anderen. Wie, das zeige ich im Verlauf der Rezension genauer auf.

Dr. Jason Fung ist Nephrologe, also ein Arzt, der nierenkran- ke Patienten betreut. Er ist auf die Behandlung derjenigen spezialisiert, deren Nieren so geschädigt sind, dass sie eine regelmäßige Dialyse benötigen. Durch seine Arbeit erkannte er, dass eine der Hauptursachen für Nierenschäden Diabetes Typ-2 ist, und das er lange Zeit, wie er es gelernt hatte, nur die Symptome der Krankheit behandelte, aber nicht ihre Ursache. In dem Buch Die Schlankformel bzw. im englischen Original The Obesity Code (übersetzt: Der Code zur Fettleibigkeit), erklärt er in fünf Schritten die Ursachen für Fettleibigkeit und im sechsten und letzten Schritt zeigt er den Weg aus dem Schlamassel auf.

Die Schlankformel

319 Seiten, aufgeteilt in sechs Hauptkapitel, geben einen tiefen, wissenschaftlich basierten und trotzdem leicht verständlichen Einblick in die Gründe, warum heute immer mehr Menschen an Übergewicht leiden. Und nicht zuletzt, wie dieses Phänomen umgekehrt werden kann.

Teil 1: Die Epidemie

Übergewicht ist die Folge von zu viel Essen, zu wenig Bewegung und zu geringer Disziplin, richtig? Dr. Jason Fung startet sein Buch am Beispiel von Ärztekollegen, die aufgrund ihres Durchhaltevermögens im Studium plus dem erworbenem Wissen prädestiniert sein sollten, schlank zu sein. Doch auch unter ihnen greift die Fettepidemie immer weiter um sich. Warum? Fung meint, dass der Grund dafür in der Frage nach der Ursache liegt. Denn dadurch, dass wir vermeintlich alles wissen, warum immer mehr Leute immer dicker werden, nämlich durch übermäßiges Essen, zu geringer Bewegung und einem schwachen Geist, der eigentlichen Ursache nicht auf den Grund gehen. Ein Streifzug durch die Geschichte der jüngeren Ernährungsempfehlungen seit 1825 verdeutlicht den Wahnsinn, der hinter der sich immer stärker ausbreitenden Epidemie steckt.

Teil 2: Der Kalorienschwindel

Dieser Teil des Buches zeigt fünf grundlegende Irrtümer aktuell „bewährter“ Kalorienmodelle auf. Denn der Körper ist eben kein Verbrennungsmotor, der genau die zugeführte Menge an Kalorien wieder verbrennt. Hierzu zieht er unter anderem drastische Experimente an Freiwilligen heran, die bewusstem Hungern ausgesetzt wurden und nicht in dem Maße abnahmen, wie es aufgrund der Kalorienverbrauchsberechnung hätte der Fall sein sollen. Oder gegenteilige Versuche, bei denen Personen, trotz gezielter „Überfütterung“ nicht in dem Maße zunahmen, wie berechnet.

Teil 3: Ein neues Fettleibigkeitsmodell

Dieses Kapitel zeigt die weiteren Faktoren auf, die zum Dicksein führen, neben dem schon als falsch entlarvten Kalorienmodell. Fung ist überzeugt davon, dass Fettleibigkeit eine Krankheit ist, die von vielen Faktoren beeinflusst wird, nicht zuletzt durch die Zeit, die andere Modelle vollständig außen vor lassen. Er stellt die Theorie der „hormonell bedingten Fettleibigkeit“ auf und belegt diese. Die Erklärung, wie Verdauung funktioniert und welche Hormone daran beteiligt sind, führen zum Insulin, das bei dünnen Menschen so wirkt, wie es soll, während es bei Dicken aus der Balance geraten ist. Fung führt an, dass er jeden Menschen dick machen kann, wenn er nur lange genug Insulin verschreibt (und andere Medikamente, die den Insulinspiegel steigen lassen). Der Schlüssel zur Fettleibigkeit ist ein dauerhaft erhöhter Insulinspiegel.

Übrigens sorgt auch ein dauerhaft erhöhter Spiegel des Stresshormons Cortisol dafür, dass der Insulinspiegel zu hoch ist und somit die Zunahme begünstigt. Im Gegenzug erklärt Fung, warum die ersten Low Carb-Diäten wie durch William Banting oder Robert Atkins propagiert, so erfolgreich waren, aber dennoch einen Fehler enthielten: Sie vernachlässigten die Insulinresistenz. Er zeigt die Entwicklung und Auswirkung der Insulinresistenz auf.

Teil 4: „Fettleibigkeit als soziales Phänomen“

Dieser Abschnitt des Buches geht der Frage nach, wie die Theorie der hormonell bedingten Fettleibigkeit Zusammenhänge mit Armut erklärt, oder was gegen Übergewicht bei Kindern getan werden kann.

Teil 5: „Was stimmt nicht mit unserer Ernährung?“

Dieses Kapitel widmet sich den Makronährstoffen Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten und ihrer Rolle beim Zunehmen. Ein besonderer Augenmerk wird hierbei auf die Fructose, also den Fruchtzucker gelegt, sowie die Wirkung von künstlichen Süßstoffen.

Teil 6: „Die Lösung“

Im letzten Teil des Buches werden Wege aufgezeigt, wie das hormonelle Gleichgewicht nachhaltig wiederhergestellt werden kann: Also eine Reduktion des dauerhaft erhöhten Insulinspiegels und der Insulinresistenz sowie die Normalisierung der Insulinproduktion. Der Schlüssel hierzu ist eine drastische Reduktion von (bzw. idealerweise der komplette Verzicht auf) stark verarbeiteten Kohlenhydraten wie Zucker und raffinierten Mehlen sowie ein maßvoller Verzehr von Proteinen. Zusätzliche Schützenhilfe bietet das Fasten. Egal ob Langzeitfasten oder die verschiedensten Formen des Intervallfastens. Weitere notwendige Maßnahmen umfassen ein gezieltes Stressmanagement sowie die Verbesserung des Schlafes zur Senkung des Cortisolspiegels.

Das Fazit

Die Schlankformel ist das erste Buch, das meiner Meinung nach jedem Laien auf verständliche Weise vermittelt, wie er dauerhaft abnehmen kann, und trotzdem zu gezielten Anlässen auch mal Zucker und Co. essen darf. Denn eine dauerhafte Selbstgeißelung in Bezug auf Kalorien oder bestimmter Lebensmittel führt oftmals früher oder später zu Frust und dem Rückfall in alte Gewohnheitsmuster. Hut ab, dass Dr. Fung es schafft, den komplexen Hormonhaushalt so darzustellen, dass selbst ohne Hintergrundwissen in der Biochemie nachvollziehbar ist, was in unserem Körper vorgeht.

Mein einziger Kritikpunkt geht an die Übersetzung des Titels, was aber wohl eher den Verkaufsargumenten geschuldet ist als einer schlechten Übersetzung. Denn die „Schlankformel“ dürfte wesentlich mehr Leser anziehen, als der „Code zur Fettleibigkeit“, obwohl genau dieser im Buch sehr schön geknackt wird.

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Über den Autor

Miriam

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Ich heiße Miriam Hoffbauer, bin Jahrgang ’78 und ernähre mich seit Dezember 2014 kohlenhydratarm. Auf ketoVida teile ich meine Erfahrungen mit der ketogenen Ernährung und wie diese auch dir auf dem Weg zu einem gesunden und schlanken Leben helfen kann.

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