Kalte Thermogenese: 7 Gründe, dich regelmäßig der Kälte auszusetzen

MiriamAllgemein, Biohacking, WissenKommentar schreiben

7 Gründe, warum du dich regelmäßig der Kälte aussetzen solltest

Heute ist Sonntag, der 3. Dezember und 1. Advent. Direkt nach dem Aufstehen gab es eine kleine Überraschung. Draußen war alles weiß! Naja, eigentlich ganz schön, um es sich in der Wohnung gemütlich zu machen. Und gleichzeitig eine tolle Gelegenheit, mein regelmäßiges Kältetraining ausnahmsweise mal nicht in der Dusche oder der kalten Wanne zu absolvieren, sondern in luftiger Kleidung draußen im Schnee.

Gedacht, getan. Ich habe es mir mit sommerlicher Kleidung draußen auf der Dachterrasse bequem gemacht und habe meditiert. Habe jede einzelne Schneeflocke auf der Haut registriert. Den leichten Wind wahrgenommen, der mal links, mal rechts unter das T-Shirt gekrochen ist. Und wie mit jedem Atemzug meine Nase freier wurde, mehr Sauerstoff in meinem Körper ankam. Und ich trotzdem nicht fror. Naja, die Finger wurden langsam kalt. Aber sonst nichts. Weder der Rücken, der aufgrund des Sommershirts recht unbedeckt war, noch die nackten Füße. Klingt verrückt? Ich weiß. Aber es gibt gute Gründe dafür, die ich dir heute näher bringen möchte.

Wie wird Kälte zum Training?

Bevor ich dir erkläre, welche Vorteile es hat, sich regelmäßig der Kälte auszusetzen, möchte ich kurz aufzeigen, wie Kälte auf unseren Körper wirkt. Unsere gesunde Körpertemperatur liegt bei um die 37°C. Denn bei dieser Temperatur laufen sämtliche Stoffwechselprozesse optimal. Dies wird erreicht, in dem beim Energiestoffwechsel, der Verdauung und über die Bewegung und Belastung der Muskeln Wärme entsteht. Fällt die Temperatur, weil die Umgebungstemperaturen zu niedrig sind, hilft der Körper sich über zwei Wege.

a) Muskelzittern
Die Muskeln fangen an zu zittern und bilden so neue Wärme. Dieser Prozess ist als muskuläre Thermogenese bekannt. Normalerweise arbeiten agonistische und antagonistische Muskeln abhängig von einandern also via Spannung & Entspannung. Beim Kältezittern wird diese Abhängigkeit aufgehobenen, beide Muskelgruppen werden gleichzeitig aktiviert. In dem Fall ist die Hauptaufgabe der Muskeln nicht die Bewegung, sondern der Energieverbrauch zur Wärmeproduktion. So kann der menschliche Körper eine Energieverbrauch vom vier- bis fünffachen Wert des Grundumsatzes erreichen.

b) Biochemische Thermogenese
Der Körper produziert bereits im Ruhezustand Wärme, diese wird als basale Thermogenese bezeichnet. Den meisten Frauen (und bestimmt auch einigen Männern) dürfte die Basaltemperatur bekannt sein. Diese wird morgens direkt nach dem Wachwerden, vor dem Aufstehen gemessen. Anhand dieser können Frauen ua erkennen, ob sie in ihrer ersten oder zweiten Zyklusphase sind. Allgemein ist diese Temperatur auch eine Indikation, wie gut die Schilddrüse funktioniert. Aber dazu ein anderes Mal mehr. Der Körper kann über eine weitere Steigerung der Stoffwechselrate die Thermogenese steigern. So kann, wenn notwendig, über die Verbrennung von Fettsäuren zusätzlich benötigte Wärme erzeugt werden. Dieser Vorgang erfolgt zum einen in der Leber und im braunen Fettgewebe und wird kalte bzw. biochemische Thermogenese genannt.

Braunes Fettgewebe unterscheidet sich vom weißen Fettgewebe dadurch, dass es mit vielen Blutgefäßen und Mitochondrien (den Energiekraftwerken der Zellen) durchzogen ist. Während man von weißem Fettgewebe nicht zu viel mit sich herumtragen sollte, haben wir von braunem Fettgewebe meist zu wenig. Bis vor einigen Jahren ging die Wissenschaft sogar davon aus, dass Erwachsene diesen Fettspeicher nicht mehr besitzen. Im Vergleich zu Säuglingen, die fast am ganzen Körper braunes Fettgewebe aufweisen, ist bei den meisten Erwachsenen auch kaum noch etwas zu finden. Meist ist nur noch im Bereich des Schultergürtels noch etwas zu finden.

Die Reduktion des braunen Fettgewebes bei Erwachsenen ist aber nur bedingt die Schuld der Natur. Denn dadurch, dass wir immer genügend warme Klamotten anziehen und uns in geheizten Räumen aufhalten, wird die Funktion des braunen Fettgewebes nicht mehr benötigt. Heißt im Umkehrschluss: Öfter mal ins kalte Wasser, weniger warm anziehen und vor allem, die Temperatur im Schlafzimmer senken.

Vorteile der kalten Thermogenese

  1. Abnehmen
    Die gute Nachricht ist, dass man diesen Vorgang umkehren kann – durch gezielte Kältereize. Denn dadurch wird der Körper angeregt, wieder mehr braunes Fettgeweben zu produzieren, und gleichzeitig weißes Fettgewebe abzubauen. Klingt toll, oder? Tausche überflüssiges Körperfett gegen warme Füße. Denn Kälteexposition erhöht den Grundumsatz – also abnehmen ganz nebenbei. Natürlich nicht, wenn wir direkt im Anschluss wieder alles mögliche und unmögliche in uns hineinstopfen ;-) Aber es gibt noch mehr Vorteile:
  2. Stärkung des Immunsystems
    Neben der erhöhten Fettverbrennung regt Kälte auch die Ausschüttung von weißen Blutkörperchen an. Diese dienen als unsere interne Gesundheitspolizei, wehren Viren und Bakterien ab und helfen uns, gesund zu bleiben.
  3. Schnellere Regeneration nach dem Sport
    Drei australische Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Athleten, die nach dem High Intensity Training sich ins kalte Wasser begeben, besser regenerieren. Es waren weniger Muskelbeschwerden zu beobachten und eine schnellere Regeneration. Was wohl unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass die Stoffwechselabbauprodukte die während des Trainings entstehen, aufgrund des verstärkten Bultzirkulation und der vermehrten weißen Blutkörperchen schneller abtransportiert werden. Ebenso wurden niedrigere CRP-Werte (C-reaktives Protein, ein Entzündungsmarker) festgestellt, was die schnellere Erholung ebenso unterstützt.
  4. Stressreduktion und Entspannung
    Kälte, egal ob durch kaltes Wasser oder kalte Luft, ist ein starker Stressor. Wenn wir uns aber regelmäßig der Kälte aussetzen, und dabei ruhig Weiteratmen – also unser Affenhirn ausschalten, dann nimmt der Stress ab, und der Körper lernt, sich zu entspannen. Klingt irre, funktioniert aber.  Ich entspanne mittlerweile abends besser in der kalten als in der warmen Wanne ;-)
  5. Erhöhte Aufmerksamkeit
    Mit kalten Duschen und kalten Bädern steigern wir unsere Willenskraft. Denn mal ehrlich, morgens aus dem warmen Bett unter die kalte Dusche braucht schon Überwindung des inneren Schweinehundes. Aber es Resultat entschädigt! Denn dann starte ich frisch und munter in den Tag. Das verdanke ich unter anderem der Ausschüttung des Hormons Noradrenalin, das das im Nebennierenmark gebildet wird. Es verengt die Gefäße und lässt kurzfristig den Blutdruck steigen. Weiterhin fördert Noradrenalin die Aufmerksamkeit, Wachheit und Konzentration.
  6. Stärkung/Regeneration der Schilddrüse
    Dr. Simone Koch hat auf der PaleoConvention gezeigt, dass sie Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion oder sogar Morbus Hashimoto unter anderem mit der Kältetherapie hilft. Je nach Befinden des Patienten ist es nicht einmal notwendig, ins Eiswasser zu steigen – im Gegenteil, es könnte kontraproduktiv sein. Aber das braune Fettgewebe kann schon aktiviert werden, indem Kühlpacks im Schultergürtelbereich aufgelegt werden. So geht es den Patienten, in Kombination mit der weiteren Therapie, Schritt für Schritt besser. Es kann eine Linderung, in manchen Fällen sogar eine Remission der Hashimoto erfolgen.
  7. Unterstützt in der Vorbeugung/Behandlung von Diabetes Mellitus Typ 2
    Moritz von der Borch, Medizinjournalist und Betreiber der tollen Website yourfunctionalmedicine.com hat auf der diesjährigen PaleoConvention schon fachlich tiefgreifend und doch sehr gut verständlich die Vorteile der Kältetraining aufgezeigt. Ein Punkt ist unter anderem die Vorbeugen bzw. die Behandlung von Diabetes Mellitus Typ 2. Dabei spielen die Hormone Insulin, Leptin und Human Growth Hormone eine große Rolle. Da dies sehr komplex ist, empfehle ich dir, den Artikel „Diabetes mellitus – Der mit dem Insulin tanzt“ direkt zu lesen. Denn ich würde ihm mit ein paar Zeilen einfach nicht gerecht werden.

Es gibt noch viel mehr Vorteile des Kältetrainings, aber ich denke, diese hier allein sind beeindruckend genug, sich selbst langsam mit der Kälte vertraut zu machen. Wie? Das habe ich dir in dem Artikel „Atmen und Eisbäder: Mit der Wim Hof-Methode den Körper und Geist stärken“ aufgeschrieben.

 

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Über den Autor

Miriam

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Ich heiße Miriam Hoffbauer, bin Jahrgang ’78 und ernähre mich seit Dezember 2014 kohlenhydratarm. Auf ketoVida teile ich meine Erfahrungen mit der ketogenen Ernährung und wie diese auch dir auf dem Weg zu einem gesunden und schlanken Leben helfen kann.

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