Bücherbummel: Die Paläo Therapie

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Die Paläo Therapie

LCHF Magazin 03-2017 Cover

Meine Rezension des Buches „Die Paläo Therapie“ von Sarah Ballantyne ist zuerst im Low Carb – LCHF Magazin, Ausgabe 03/2017 veröffentlicht worden. Hier findest du ihn in der Leseprobe. Das Magazin ist als Abo erhältlich und seit Kurzem auch im Handel zu finden.

Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel sein und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein. Hippokrates von Kos (460 bis etwa 377 v. Chr.), griechischer Arzt

Ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes Mellitus Typ 2, Adipositas, Leaky Gut und ähnliche sind auf dem Vormarsch und die Zahlen erschreckend. Allein für Diabetes Mellitus Typ 2 stieg die Zahl der Erkrankungen zwischen 2000 und 2009 um 49% (Quelle: diabetes-deutschland.de).

Autoimmunkrankheiten wie Diabetes Mellitus Typ 1, Morbus Crohn oder Multiple Sklerose waren vor 100 Jahren noch nahezu unbekannt. Heute werden rund 80 verschiedene Formen beschrieben. Ein regulär funktionierendes Immunsystem schützt vor Viren, Bakterien, Parasiten oder sonstigen Fremdstoffen. Bei Autoimmunerkrankungen wird nicht mehr zwischen „fremd“ und „eigen“ (auto) unterschieden. Infolgedessen greift das Immunsystem gesundes, körpereigenes Gewebe an. So unterschiedlich sich diese Erkrankungen äußern, fast allen liegen chronisch entzündliche Prozesse zugrunde. Die Auslöser von Autoimmunkrankheiten sind noch nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass eine Kombination aus mehreren Faktoren verantwortlich ist:

  • Erblich: Bei gehäuftem Auftreten innerhalb einer Familie liegt oftmals eine Vererbung der Erkrankung vor.
  • Hormonell: Frauen sind öfter von Autoimmunkrankheiten betro en als Männer, hier beein ussen hormonelle Faktoren den Ausbruch.
  • Umwelt und Viren: Umwelteinflüsse, die das Abwehrsystem beeinträchtigen (z. B. Stress, Ernährung, vermehrter Einsatz von Chemie), sorgen für eine Entgleisung des Immunsystems.

Autoimmunkrankheiten gelten als chronisch und somit un- heilbar. Das Buch „Die Paläo Therapie“ von Sarah Ballantyne schreibt im Untertitel „Stoppen Sie Autoimmunkrankheiten mit der richtigen Ernährung und werden Sie wieder gesund“. Reißerisch? Vielleicht. Aber aus eigener Erfahrung weiß ich, wie groß der Einfluss der Ernährung auf die Gesundheit ist – auch wenn ich zum Glück an keiner Autoimmunkrankheit leide.

390 Seiten geballtes Wissen und Tipps

Als das Buch geliefert wurde, hab ich nicht schlecht gestaunt: Fast DIN A4 groß, zwei Finger dick und schwer. Auffällig auf dem Cover und im Inhaltsverzeichnis sind die abgebildeten Puzzleteile. Die Verwendung wird gleich im Vorwort durch die Autorin erklärt. Autoimmunkrankheiten und deren Heilung muss verschiedenste Aspekte – also Puzzleteile beachten. Und das hat sich die Autorin vorgenommen: Verständnis für die Ursachen und Zusammenhänge aufzuzeigen, um sich mit diesem Wissen selbst gezielt helfen zu können. Da sie selbst an der Autoimmunkrankheit Lichen ruber planus (Knötchenflechte) leidet und mit den damit zusammenhängenden weiteren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, machte sie sich auf die Suche nach Ursachen und Lösungen. Ihr umfangreiches Wissen stellt sie in neun Kapiteln ausführlich dar.

Das Buch ist dreigeteilt: Eine umfassende Einleitung mit einem Vorwort von Robb Wolf, anerkannter Paläo-Experte, einer Botschaft der Autorin sowie der Einleitung zu Autoimmunkrankheiten. Es folgen vier Kapitel, die den Ursachen von Autoimmunerkrankungen auf den Grund gehen, weitere fünf zeigen den Weg zur Heilung.

Unter dem sehr ausführlichen Inhaltsverzeichnis ndet sich ein Überblick zu den wichtigsten Lebensmitteln, die es zu vermeiden gilt, sowie Nährstofftabellen. Sehr praktisch für die spätere Umsetzung.

Die Ursachen

Die Kapitel zu den Ursachen haben es in sich:

  • Kapitel 1: Die Ursachen von Autoimmunkranhkeiten » Kapitel 2: Ernährungsbedingte Faktoren, die zu einer Autoimmunerkrankung beitragen
  • Kapitel 3: Lebensstilfaktoren, die Autoimmunkrankheiten begünstigen
  • Kapitel 4: Der Weg nach vorn

Die Kapitel gehen auf 180 Seiten teilweise sehr ins Detail. So werden die Aufgaben und Funktionsweisen von Proteinen, Antikörpern und des Immunsystems erklärt, inklusive der wichtigsten Fachbegriffe. Es wird eine gut verständliche Sprache genutzt, Infografiken lockern das Ganze auf. Dennoch kann es auf den ersten Blick etwas abschreckend wirken, aber es lohnt sich. Denn bei der Komplexität von Immunkrankheiten ist ein gewisses Grundverständnis aus meiner Sicht wirklich notwendig, um gezielt an der Heilung zu arbeiten – und um zu verstehen, warum welche Schritte gemacht werden, teilweise auch nur in einer bestimmten Reihenfolge. Der Spruch„Wissen ist Macht“ kommt hier voll zum Zuge. Je besser wir unseren Körper und seine Reaktionen kennen, desto besser können wir ihn bei der Heilung unterstützen.

Die Heilung

Der zweite Teil des Buches widmet sich der Heilung. Darin geht es ebenso detailliert weiter, die Fachbegri e sind jedoch weniger dominant:

  • Kapitel 5: Die Paläo-Methode
  • Kapitel 6: Die Paläo-Lebensweise
  • Kapitel 7: Umsetzung der Paläo-Methode
  • Kapitel 8: Troubleshooting
  • Kapitel 9: Wie geht es weiter?

Drei Kapitel zum Thema Paläo zeigen, dass es um mehr als Ernährung und kurzzeitige Therapie geht. Neben detaillierten Einblicken in die Lebensmittel, die zur Verfügung stehen, und der Makronährstoffverteilung, wird auch den Themen Mahlzeiten- & Stressmanagement und dem zirkadianen Rhythmus (innere Rhythmen, u.a. der Schlaf-Wach-Rhythmus) viel Raum gewidmet. Es gibt viele wichtige Tipps zum Einstieg und dem Durchhalten im ersten Monat. Diverse Fragen werden beantwortet. Sehr informativ ist auch Kapitel 8, das sich verschiedensten Problemthemen wie dem Darm, Allergien, Blutzucker und Co. annimmt. Checklisten zum Troubleshooting helfen zu sehen, wo der Betroffene schon auf dem richtigen Weg ist und wo noch Optimierungspotential vorhanden ist.

Das letzte Kapitel zeigt, dass Paläo keine zeitlich befristete Therapie ist, sondern ein Leben lang eingehalten werden sollte. Allerdings gibt es die Möglichkeit, manche Lebensmittel unter gewissen Umständen wieder einzuführen, damit das anfangs sehr strikte Protokoll mehr Freiheiten zulässt. Vorausgesetzt der Körper spielt mit und man ist mit Achtsamkeit dabei.

Die Lebensmitteltabellen am Ende des Buches beweisen, dass eine Paläoernährung nicht langweilig sein muss. Die Vielfalt der Nahrungsmittel ist beachtlich, wobei durchaus auch einige nicht unbedingt im Supermarkt oder beim Bauern um die Ecke zu bekommen sind. Sehr spannend sind auch die Nährstofftabelle wie z. B. die Verteilung der Aminosäuren in den verschiedenen Fleischsorten. So kann man gezielt gucken, um über möglichst natürliche Nahrungsmittel die benötigten Vitamine und Mineralien zu erhalten. Ein Extrakapitel zum Thema Nahrungsergänzungsmittel zeigt auf, worauf Betroffene achten müssen. Sowohl bei den Zusatzstoffen, als auch bei den Bezugsquellen und Wirkweisen.

Fazit

Dieses umfangreiche Buch mag einen auf den ersten und zweiten Blick erschlagen. Aber ich bin davon überzeugt, dass die Umstellung der Ernährung und des Lebensstils ein entscheidender Faktor ist, Autoimmunkrankheiten und ihre Auswirkungen zu lindern. Ob eine Heilung wirklich möglich ist, kann ich nicht beurteilen. Aber Linderung und wesentliche Besserungen sind de nitiv machbar. In meinen Augen ist dieses Buch eine Pflichtlektüre für all diejenigen, die über Ernährung ihre Gesundheit wesentlich beeinflussen wollen. Auch Krankheiten, die nicht auf autoimmune Reaktionen zurückzuführen sind, könnten hierdurch bestimmt positiv beeinflusst werden.

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Über den Autor

Miriam

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Ich heiße Miriam Hoffbauer, bin Jahrgang ’78 und ernähre mich seit Dezember 2014 kohlenhydratarm. Auf ketoVida teile ich meine Erfahrungen mit der ketogenen Ernährung und wie diese auch dir auf dem Weg zu einem gesunden und schlanken Leben helfen kann.

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