217 Zeichen – Auf einmal ist alles anders

MiriamAllgemein8 Comments

Für Lára

Donnerstag war der erste richtig schöne, warme Frühlingstag. Ich hab von zuhause gearbeitet, viel geschafft und doch Zeit gefunden, draußen die Sonne, die frische Luft und das Vogelgezwitscher zu genießen. Der Tag war gefüllt mit Leichtigkeit. Mit Dankbarkeit und mit der Idee, dich anzurufen und zu fragen, ob wir am Wochenende ins Freibad wollen – so wie letztes Jahr. Abends hab ich den Sport sausen lassen, um mit meinem Schatz zu grillen und länger draußen zu bleiben. Schließlich sollte es Freitag regnen. Wir lachten über meinen Plan, im März ins Freibad zu wollen. Schließlich war es letztes Jahr schon Mai, als wir bei 9 Grad Außentemperatur in das 16 Grad „warme“ Wasser gesprungen sind, um zu trainieren. Mit Keto kein Problem, brachte die Fettverbrennung auf Hochtouren. Als es dunkel wurde, gingen wir rein, und kuschelten uns auf die Couch. Den Tag gemütlich ausklingen lassen. Das war der Plan. Bis um kurz nach 20 Uhr eine Nachricht kam. 217 Zeichen, die ich zwar gelesen, aber erstmal nicht verstanden habe. Dein Freund schrieb, dass du gestern gestorben bist.

Schock, Leere, Unverständnis. Was? Warum? Das kann nicht sein. Da stand, dass du gegen die Krankheit gekämpft hast, und sie doch stärker war. Und dann überschlugen sich die Gefühle. Trauer, Hilflosigkeit, Dankbarkeit, Liebe, Tränen und Hoffnung. Alles gleichzeitig. Denn du bist diejenige gewesen, dir mir den Weg zu meiner Gesundheit gezeigt hast. Erst über Yoga. Hast mir gezeigt, dass Gewicht keine Rolle spielt. Das ich alles ausprobieren kann, was ich will. Ob ruhiges Yin Yoga, schweißtreibendes Power Yoga, oder sogar Aerial Yoga im Tuch. Und obwohl ich mich neben dir manchmal doch sehr tollpatschig vorkam, hast du immer an mich geglaubt. Und ich habe dir vertraut, habe ausprobiert. Gehe sogar im Sommer dank dir gerne zum Paddleboard Yoga. Einfach, weil es Spaß macht.

Im Oktober 2014 hast du mir ein viel größeres Geschenk gemacht. Eines, was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht einschätzen konnte. Du hast mir die Ketogene Ernährung vorgestellt. Sagtest, dass der Verzicht auf Brot und sämtliche andere Kohlenhydrate mir helfe könne, meine Gesundheit wieder auf Vordermann zu bringen. Kein Brot mehr? Wie soll ich das schaffen? Aber ich vertraute dir, wollte mehr wissen und hab mich eingelesen. Wegen dir habe ich sogar 3kg Eiweißpulver mit auf meine 3-wöchige Costa Rica Reise genommen. Denn mit dem italienischem Veranstalter des Yoga-Retreats war es wahrscheinlich unmöglich, ganz auf Kohlenhydrate zu verzichten. Und doch sagtest du, dass mir das Eiweiß helfen würde. Es sättigt, und hilft, Entzündungen in den Griff zu bekommen. Denn die hatten mich zu dem Zeitpunkt fest im Griff. Also rief ich beim Zoll an, ob das irgendwie Probleme machen könne? Schließlich ist es Pulver, wenn auch in geschlossenen Tüten. Der Herr vom Zoll lachte, und meinte, ich könne es problemlos mitnehmen. Was ich tat. Der Urlaub war herrlich. Im Regenwald zwei Wochen Yoga, Sonne und Entspannung pur. Das Essen war kein Problem, ich merkte, wie es mir besser ging. Ich nutzte die Zeit, mich einzulesen. Am ersten Tag nach meinem Urlaub gab ich sämtliche Kohlenhydrate weg, und stieg in die ketogene Ernährung a la Dr. Strunz ein. Und was geschah? Innerhalb von zwei Wochen klangen die Entzündungen an meinem Arm ab, auch der Darm kam zur Ruhe. Selbst die Waage ging nach unten. Ermutigt machte ich weiter, du hast mir geduldig alle Fragen beantwortet, die aufkamen. Dank dir habe ich in nur 5 Monaten 20kg verloren und spürte unendliche Energie in mir. Du zeigtest mir die Vorzüge der Orthomolekularen Medizin. Hochdosiertes Vitamin D und Magnesium wirkten so toll, dass ich mich fragte, warum kaum jemand von diesen Dingen wusste. Ich wollte deinem Beispiel folgen, und mein Wissen über diese Ernährung weitergeben. Also verbrachte ich die drei Wochen meines Sommerurlaubs 2015 damit, in der Alten Schiffsmeldestelle in Höchst zu sitzen, und meinen Blog KetoVida zu starten.

Sogar die Ausbildung zum Ernährungscoach hab ich angefangen, und auch da hast du mir bei Fragen geholfen. Wir haben uns ausgetauscht, gelacht, gesportelt oder einfach nur einen Bulletproof Coffee genossen. Zum Fußballspiel brachtest du selbstgemachtes Eis mit und wir haben uns gefreut, dass es jemanden gab, der diese Lebensart verstand und selbst lebte. Du hast vor Lebensfreude, Kraft und Dankbarkeit gesprüht, es war ansteckend. Du liebtest die Bewegung. Egal ob Yoga, Ski fahren, Wandern, Tanzen, Tuchakrobatik oder Schwimmen. Die Verletzung, die dich lange davon abhielt, war fies, und doch hast du nie aufgegeben. Das Leben hat dir in den letzten zwei Jahren viel Steine in den Weg gelegt. Du meintest, es dürften gerne weniger werden, aber du hast dich nie unterkriegen lassen. Und dann kam die Krankheit zurück. Du hast gekämpft, aber sie war schneller.

Heute ist dein Geburtstag. Ich bin mir sicher, dass du ihn feierst, halt anders als sonst. Jetzt bist du frei. Frei von Schmerzen, von Dingen, die dich aufhalten. Das gibt Trost, hoffentlich auch deiner Familie, deinem Freund und Humphrey, deiner süßen Fellnase. Ich vermisse dich, es tut weh, und doch überwiegt die Dankbarkeit. Darüber, dass ich einen Stück deines Weges mit dir gehen durfte. Dass du dein Wissen und deine Lebensfreude mit mir geteilt hast. Ich werde deinem Beispiel weiter folgen, und meine Träume verfolgen, sie Stück für Stück umsetzen.

Lára, du fehlst, und doch bin ich mir sicher, dass du weiter da bist. Danke dir, für alles. Ich wünsche dir Frieden und Leichtigkeit, da, wo du jetzt bist. Sei gedrückt.

Deine Miri

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Über den Autor

Miriam

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Ich heiße Miriam Hoffbauer, bin Jahrgang ’78 und ernähre mich seit Dezember 2014 kohlenhydratarm. Auf ketoVida teile ich meine Erfahrungen mit der ketogenen Ernährung und wie diese auch dir auf dem Weg zu einem gesunden und schlanken Leben helfen kann.

8 Kommentare zu “217 Zeichen – Auf einmal ist alles anders”

  1. Liebe Miri,

    Du kennst mich nicht , aber Lára war unsere Babysitter für meine zwei Jungs. Die sind jetzt 25 und 22. Sie war die Lieblings Babysitter! Ich weis immer noch das wir haben Lára’s „sweet 16“ mit Rosen von mein Jungs gefeiert. Sie war so glücklich über die Blumen und unsere amerikanische Kultur. Ich habe auch Yoga mit Lára gemacht. Sie war ein wundervolles Mensch und ich bin sehr traurig über das Nachricht das Sie gestorben ist. Vielen Dank für Ihre schönes schreiben über Lára. Sehr beeindruckend.

    Liebe Grüße,
    Lynn

    1. Liebe Lynn,

      Danke, dass du deine Erinnerungen an Lára mit mir teilst. Sie war ein wunderbarer Mensch, hat Spuren in unseren Herzen hinterlassen. Und so wird sie weiter ein Teil unseres Lebens bleiben. In unseren Erinnerungen bleibt sie lebendig, voller Energie und Lebensfreude.
      Liebe Grüße,
      Miri

  2. Liebe Miriam,
    so wunderschöne Worte für so eine wunderbare Freundschaft. So viel Liebe und Dankbarkeit, Freunde und Kraft und Zuversicht, spricht aus Dir und ich drücke Dich ganz fest aus der Ferne.
    Mit großem Mitgefühl wünsche ich Dir alles liebe.
    Anna

    1. Liebe Anna,
      Ich danke dir von Herzen. Der Rückhalt den ich gerade von allen Seiten bekomme, tröstet sehr.
      Bis ganz bald, sei gedrückt!
      Miri

  3. Oh, Miri,
    das tut mir so leid.
    Ich freue mich über die Dankbarkeit, die in dir wohnt, die deinen Verlust und deine Trauer ein wenig weicher machen.
    Und ich fühle mit dir.
    Ich drück dich,
    Kirsten

    1. Danke dir Kirsten. Lára hat mir soviel gegeben, hat mich geprägt. Die Dinge annehmen, wie sie kommen, auch das hat sie immer wieder getan. Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit und das Vertrauen darauf, dass es ihr jetzt besser geht, machen es erträglicher, auch wenn die Traurigkeit bleibt.
      Sei gedrückt!
      Miri

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