Multitasking, der Geist des Affen und der ganz normale Wahnsinn

MiriamAllgemeinKommentar schreiben

Tagsüber arbeiten, gerne mal an mehreren Projekten gleichzeitig, mit unterschiedlicher Intensität, abends zum Sport, dann Fernsehen, dabei lesen und mit dem Partner sprechen. Ab und zu mal Freunde treffen, am Wochenende lernen für die Ausbildung und aktuell nebenbei spontan noch einen Umzug planen – innerhalb von vier Wochen. Zwischendrin mal ein bisschen Yoga. So sieht mein Leben im Moment aus. Dank Ketose überhaupt kein Problem, zumindest für lange Zeit. Also quasi seit Weihnachten. In den letzten Tagen hab ich aber dachte ich öfter mal schon am späten Nachmittag im Büro das Gefühl von „meine Gehirn ist gerade matschig, die Synapsen sprechen nicht mehr miteinander, es dauert irgendwie ewig, konkrete Sätze zu formulieren. Auf Papier oder ausgesprochen“. Abends gefühlt bodenlose Erschöpfung. Ein Gefühl, dass ich im stehen einschlafen wollen würde. Aber anstatt einfach mal um 20 Uhr ins Bett zu gehen, hab ich gekocht, oder bin zum Yoga gegangen, hab fern gesehen, mit meinem Freund den Umzug geplant und irgendwie weiter gemacht. Nachts mehrfach wach werden, direkt wieder einschlafen. Das Aufstehen morgens um kurz nach 6 viel auch immer schwerer. Meine 30 Minuten Sport, die ich mir eine zeitlang morgens gegönnt hab, sind der Energielosigkeit zum Opfer gefallen.

Was Multitasking, der Affengeist und Loslassen verbindet

Als ich mit diesem Blogbeitrag anfing, hatte ich Urlaub. Zumindest vom Büro. Denn ich saß im Zug nach Hamburg, auf dem Weg nach Elmshorn, zum Ausbildungswochenende. Es klingt fast ein wenig ironisch, dass das Wochenende unter dem Thema „Mentales Training & Entspannung“ steht. Vielleicht aber war es auch einfach nur genau das richtige Timing des Schicksals. Zufällig hatte ich am Tag davor einen ganz tollen Artikel auf dem Weg ins Büro gelesen, der in genau dasselbe Horn bläst: „Deinen Affengeist auf Diät setzen„. Ein herrlicher Artikel von Tobias Frank, Yogalehrer, zum Thema Reizüberflutung im Alltag und einfachen Wegen, loszulassen. Dem Affengeist – monkey mind in der buddhistischen Lehre – also dem ständig aktiven Geist einfach mal zur Ruhe kommen zu lassen. Sehr empfehlenswert! Ich habe mir also vorgenommen, selbst wieder an meiner Entspannung arbeiten – was ein Oxymoron O:-) Also nochmal von vorne: Ich habe mir vorgenommen, achtsamer mit mir selbst zu sein und mir Zeit zum Nichtstun und Nichtsdenken zu nehmen. Einfach los lassen.

Doch bevor ich zum „Wie“ des Loslassens komme, möchte ich einen kleinen Einblick in das bieten, was Stress eigentlich ist. Klein deshalb, weil das Thema unheimlich vielfältig, sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene.

Was ist Stress eigentlich?

„Stress“ bezeichnet den Zustand, in dem wir uns befinden – nicht die Ursache, die diesen Zustand auslöst; diesen nennt man „Stressor“. Stress ist eine Aktivierungsreaktion des gesamten Organismus mit seiner aktuellen Belastbarkeit, seinen Erfahrungen, seinen Motiven und Denkmustern auf Stressoren, also auf alles was individuell als Anforderung, als Bedrohung oder als Schaden bewertet wird. (Aktive Entspannung und Stressbewältigung, Angelika Wagner-Link, S. 8)

Schon die Definition zeigt, dass Stress nicht per se schlecht ist für den Körper. Im Gegenteil, der Mensch kann ohne Stress nicht leben. Ursprünglich kommt das Wort aus dem lateinischen „strictus“, was übersetzt soviel heißt wie: „angezogen, stramm oder gespannt“. In der englischen Sprache bedeutet „to stress“ soviel wie „etwas betonen oder akzentuieren“. Also etwas bekommt viel Aufmerksamkeit, wird stärker wahrgenommen, bzw wird angeregt . Und diese Anregung und größere Aufmerksamkeit für etwas benötigt der Körper in vielerlei Situationen, eine erhöhte Leistungsbereitschaft zu ermöglichen. Als Reaktion auf bestimmte Reize/Stressoren stellt der Körper bestimmte Hormone im Körper bereit, u.a. Katecholamine, die den Herzschlag erhöhen, was meist in eine Erhöhung der Atemfrequenz übergeht womit dann wiederum das Gehirn und die Lungen mit mehr Sauerstoff versorgt und so die Sinne schärft. Diese Reaktion war schon in der Steinzeit überlebenswichtig, um dem Säbelzahntiger und sonstigen netten Viechern zu entkommen oder das Mammut zu erlegen. Die Säbelzahntiger sind heute eher in Form von z. B. Autos im Straßenverkehr zu finden. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit, dann der Schreck weil das Auto zu kurz vor der Nase vorbeifährt und schwups, ist man wieder voll „da“. Die physische Reaktion ist die eine, die andere ist die psychologische Wirkung. Und mit dieser wird heutzutage eine negative Folgen in Verbindung gebracht, meist als Folge von Überforderung.

Die Reaktion auf Stressoren bestimmt die Intensität der Wahrnehmung

Es gibt unterschiedliche Stressoren (keine vollständige Liste):

  • Physikalische Stressoren: Lärm, Hitze, Kälte, Nässe
  • Körperliche Stressoren: Verletzung, Schmerz, Hunger, Behinderung, Schlafmangel, Bewegungsmangel, Krankheit, Nährstoffmangel (Vitamine, Mineralien, etc)
  • Leistungsstressoren: Zeitdruck, Überforderung, Unterforderung, Prüfung
  • Soziale Stressoren: Konkurrenz, Isolation, zwischenmenschliche Konflikte, Trennung, Einsamkeit, Armut
  • Psychische Stressoren am Arbeitsplatz: Unvollständige Informationen und mangelhafte Rückmeldung, unklare Zielvorgaben, Leistungs- und Zeitdruck, Angst vor Misserfolg und Kontrolle, ungenügende Einarbeitung und unklare Zuständigkeit, Veränderung der Arbeits- Situation ohne vorherige Absprache, mangelndes Verständnis von Vorgesetzten für schwierige private Situationen
  • Sonstige Stressoren: Alkohol, Nikotin, Koffein, falsche Ernährung, Schwermetalle im Körper, Kritik, Verkehrstaus, schlechtes Wetter, Reizüberflutung, Perfektionismus (Liste aus Lehrbrief 11, Ausbildung zum Ganzheitlichen Gesundheits- & Ernährungscoach; Margret Ache, LCHF Deutschland)

Das Thema Stress wird durch verschiedenste Modelle, betrachtet. Das wohl bekannteste ist das nach Transnationale Stressmodell nach Lazarus (1984).

Demnach ist die Reaktion auf Stressoren ist nicht nur von Mensch zu Mensch unterschiedlich, schon die individuelle Reaktion kann situationsabhängig unterschiedlich sein. Je nachdem, wie eine Situation empfunden wird, ob freudig, ängstlich, verärgert, depressiv, werden die beteiligten Hormone unterschiedlich ausgeschüttet. Ein weiterer Einflussfaktor auf die Reaktion (primäre Bewertung) der Situation: wird sie als Herausforderung,als Bedrohung oder gar als Schade-Verlust eingeschätzt? Die beiden letzteren sind negativ besetzt, während eine Herausforderung positive Energie freisetzt. Parallel dazu erfolgt eine sekundäre Bewertung, in der das Individuum prüft, wie die Situation bewältigt werden kann. Im Nachgang erfolgt eine dritte (tertiäre Bewertung), in der der Umgang mit der Situation analysiert wird. Wie wurde mit der Situation umgegangen? Was habe ich daraus gelernt? Wie werde ich beim nächsten Mal in der Situation reagieren?

Genau wie die Stressoren lassen sich die Stressreaktionen in verschiedene Arten untergliedern:

  • Kognitive Reaktionen: Im Stressmoment werden hauptsächlich die Reize wahrgenommen, dazu kommt eine zeitgleiche Bewertung wie „das schaffe ich nicht“, „pass auf“, „nicht auch noch das“ oder ähnliche Gedanken dazu. Es kann in einen Gedankenkreisel hochschaukeln, aber auch das Gegenteil, ein Blackout (völlige Gedankenleere), Gedankenblockaden oder Konzentrationsschwäche kann eintreten.
  • Emotionale Reaktionen: Die Stressoren lösen Gefühle aus, ganz unterschiedlicher Art. Alle basieren auf den urzeitlich geprägten Mustern für „Angriff“, „Angst“ oder „Hilflosigkeit“ basieren. Dies können unter anderem Gefühle sein wie Panik, Schreck, Verunsicherung, Wut, Gereiztheit.
  • Vegetativ-hormonelle Reaktionen: Stresssituationen haben immer auch eine Auswirkung auf das Nerven- und Hormonsituation. Je nach Intensität des Erlebens erfolgt diese stärker oder schwächer. Der Sympathikus wird aktiviert, was eine Ausschüttung von Adrenalin, Nordadrenalin, Testosteron und Cortisol (allesamt Stresshormone) zur Folge hat. Der Körper bereitet sich auf Angriff oder Flucht vor: Herz, Kreislauf und Atmung gehen schneller, der Blutdruck steigt, die Verdauung wird eingestellt, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Auch lokale Reaktionen wie trockener Mund, weiche Knie oder schwitzen können auftreten.
  • Muskuläre Reaktionen: Mit der vegetativ-hormonellen Reaktionen geht auch eigentlich immer eine physische Reaktion einher. Die Muskeln spannen sich an, machen den Körper bereit für den Angriff bzw. die Flucht. Sie sind sozusagen sprungbereit. Dies macht sich oft schon in kleinen Dingen wie Zittern, Fingertrommeln oder Fuß wippen bemerkbar, teilweise aber auch in heftigen Reaktionen wie Rückenschmerzen oder Spannungskopfschmerz.

Sind die weiter oben genannten Bewältigungsmechanismen erfolgreich, ist der Stress erstmal wieder abgebaut. Der Körper lernt sogar aus der Reaktion und kann in einer ähnlichen Situation zukünftig schneller und effektiver reagieren, um dann schneller in die Erholungsphase zu gehen. Ist das Coping, wie die Bewältigung auch genannt wird (englisch to cope = bewältigen) nicht erfolgreich oder zu kurz, wird die Stressreaktion aufrecht gehalten. Die führt zu einer Ermüdung des Organismus, da nur noch bedingt Reserven frei gesetzt werden können. Erhält der Mensch nicht genügend Zeit für die Erholung, steigert sich der Stress weiter, es treten Überforderungsreaktionen auf, zu dem auch das Burnout-Syndrom gehört. Burnout, das Gefühl des Ausgebranntseins kommt genau daher, dass der Körper dauerhaft Energien zur Aktivierung freisetzt, aber keine Zeit für die Regeneration findet. Dies ist besonders häufig bei den Menschen zu finden, die einen sehr hohen Anspruch an sich selbst und ihre Leistung haben und sehr engagiert bei der Sache sind. Mit einem Mal wird das, was lange Spaß machte und positive Energie freisetzte, zu viel. Man fühlt sich dauerhaft müde, verspannt, energielos.

Anzeichen von Überforderung

  • Kognitive Überforderungsreaktionen: Fortdauernder Stress grenzt die Wahrnehmung und Informationsaufnahme-/verarbeitung ein, oftmals erkennbar an: Konzentrations- & Gedächtnisstörungen, Tagträumen, eingeschränkter Leistungsfähigkeit, Albträumen.
  • Emotionale Überforderungsreaktionen: Bei Dauerstress können die emotionalen Reaktionen gesteigert auftreten, z. B. in erhöhter Aggressionsbereitschaft, gehäuften Angstgefühle, verstärkter Unsicherheit, dauernder Unzufriedenheit, Unausgeglichenheit, größeren Gefühlsschwankungen, erhöhter Nervosität und/Gereiztheit. Die emotionale Überforderung kann sogar in Depressionen, Apathie oder gar Hypochondrie (Einbildung von Krankheiten) ausarten.
  • Vegetativ-hormonelle Überforderungsreaktionen.
    Dauerstress hat auch negative Folgen auf körperlicher Ebene. Durch die erhöhte Reaktionsbereitschaft und der dauerhaften Ausschüttung von Streuhormonen können die betroffenen Organe in Mitleidenschaft gezogen werden. Es zeigt sich in Herz-Kreislauf-Beschwerden, Herzrasen, Herzrythmusstörungen, zu hoher oder instabiler Blutdruck, erhöhtem Infarktrisiko für Gehirn und Herz, Verdauungsbeschwerden, Schlafstörungen und dadurch chronische Müdigkeit, Migräne, Beeinträchtigung der Libido bis hin zur eingeschränkten Fruchtbarkeit und vielem mehr.
  • Muskuläre Überforderungsreaktionen: Auch die Muskulatur kann durch die ständige Alarmbereitschaft überfordert werden. Die Alarmierung mündet in ständiger Anspannung, die dadurch extrem viel Energie benötigt. Und nein, dies ist kein sinnvoller Weg zum abnehmen. Es entsteht eine erhöhte Müdigkeit, vorzeitiger Leistungsabfall, bis hin zu chronischen Verspannungen. Dies wiederum drückt auf die umliegenden Blutgefäße, die ihrerseits weniger Blut und somit weniger Sauerstoff, Energie und Nährstoffe in die Bereiche liefern. Auch die Abbauprodukte wie Milch- und Kohlensäure werden nicht abtransportiert. So entstehen unter anderem Spannungskopfschmerzen. Werden die auslösenden Verspannungen nicht vollständig gelöst, können diese Kopfschmerzen sogar ohne Stressauslöser auftreten. Übrigens kann ein intensives, tägliches Sportprogramm, bei dem immer dieselben Muskelgruppen angesprochen werden, dieselben Stressreaktionen verursachen. Also lieber auch mal Pausen einplanen, oder zumindest den Trainingsplan so aufbauen, dass immer andere Körperpartien beansprucht werden. Denn dann ist eine ausreichende Regeneration und somit Stressabbau gegeben.

Wege in die Entspannung – vielfältig und individuell

So vielfältig wie Stress sich zeigt, so viele Möglichkeiten gibt es, Stress abzubauen. Egal welcher Weg gewählt wird, wichtig ist, dass man sich des Stresses und der Auswirkungen bewußt wird. Stress, der sich langsam aufstaut, wird oftmals ziemlich lange ignoriert. Der menschliche Körper signalisiert zwar immer wieder „Stop – ich brauche Ruhe“, aber erst wenn es gar nicht mehr geht, zeigt er es mit voller Macht. Dann fühlt man sich ausgebrannt, könnte ständig schlafen, schläft aber wahrscheinlich sehr unruhig. Nervosität, Depressionen, ein schwaches Immunsystem können ebenfalls die Folge sein. Aber was dagegen tun? Es gibt zig Wege in die Entspannung. Diese sind so vielfältig, dass es keine einheitliche Empfehlungen geben kann. Ein paar Möglichkeiten, die mir helfen, zeige ich dir hier auf. Die Wirkung ist zwar individuell, lässt sich aber physisch und psychisch nachweisen*:

  • Emotionale Gelassenheit
  • Mentale Frische
  • Außenreize, wie Lärm, verlieren ihre Bedeutung
  • Abnahme der Muskelspannung (Tonus)
  • Verminderung der Reflex-Tätigkeit
  • Bessere Durchblutung
  • Verlangsamung des Herzschlages
  • Senkung des Blutdrucks
  • Verringerung der Atemfrequenz
  • Verminderter Sauerstoffverbrauch
  • Dämpfung der Sympathikus-Tätigkeit
  • Veränderung im EEG (Enzephalogramm, Aufzeichnung der hirnelektrischen Aktivität)

* (Lehrbrief Nr 14 Margret Ache/LCHF Deutschland/ LCHF Akademie )

1. Abschalten – im wahrsten Sinne des Worte

Ich weiß nicht wie es dir geht, aber bei mir sind ständig die elektronischen Begleiter an: Das Handy, der Laptop, das Radio oder abends der Fernseher. Diese ständige Erreichbarkeit und Fülle an Informationen, die wir über diese Geräte konsumieren, halten uns davon ab, runter zu kommen. Der einfachste Weg hier zu weniger Stress dürfte für Viele mittlerweile fast unvorstellbar sein: Einfach mal den Ausschalter betätigen. Die Stille aushalten lernen, und im besten Fall genießen. Sich mit sich selbst beschäftigen, hinhören, was Geist und Körper zu sagen haben. Da zeigt auch der weiter oben erwähnte Artikel toll auf, was geht: „Deinen Affengeist auf Diät setzen

2. Spazieren gehen in der Natur

Wann warst du das letzte Mal spazieren? Und ich meine nicht in der Stadt, sondern in der freien Natur. Die gute frische Luft genießen, dem Vogelgezwitscher lauschen, den Augen Entspannung gönnen? Probier es mal aus, es tut richtig gut. Das ruhige Spazierengehen baut das Stresshormon Cortisol ab, über eine gleichmäßige, tiefe Atmung in den Bauch wird der Körper wieder gleichmäßig mit Sauerstoff versorgt und sorgt so schnell und einfach für Entspannung. Und es muss keine lange Wanderung sein. Schon ein einfacher Spaziergang in der Mittagspause durch den Park nebenan wirkt Wunder.

3. Sport machen – in richtigem Maße

Weiter oben hab ich aufgezeigt, dass zuviel Sport auch Stress für den Körper bedeutet. Aber da ist die Rede von jeden Tag, mehrere Stunden, ohne richtige Regenerationspausen. Sport ist zumindest für mich eine der besten Wege zum abschalten. Es gibt nichts besseres zum entspannen als erst einmal die Muskeln richtig zu beanspruchen. Das Gefühl der Entspannung hinterher ist Gold wert. Sport hilft das Glückshormon Serotonin auszuschütten, dasselbe, das beim Genuss von Schokolade hervorgerufen wird. Gleichzeitig werden Stresshormone und Zucker abgebaut, der Blutzuckerspiegel normalisiert. Sport hat viele Gesichter, probier einfach aus, welcher am besten zu dir passt.

Schwimmen

Bei mir hat die schnellste entspannende Wirkung das Schwimmen. Einfach ins Wasser springen und losschwimmen. Schneller geht Entspannung nicht. Der gleichmäßige Rhythmus beim Bahnanziehen (auch als Kacheln zählen bekannt ;-) hilft mir, sämtliche Gedanken ziehen zu lassen. Und wenn ich nicht schwimmen gehen kann, tut es zur Not auch die Dusche. Die ist übrigens auch mein erstes Mittel der Wahl gegen Migräne – aber dazu ein anderes Mal mehr.

Fitnessstudio

Schwimmen ist super. Manchmal merke ich aber, dass ich die Muskeln stärker auslasten muss. Dann gehe ich lieber ins Fitnessstudio. Fahre mich auf dem Rad 30-45 Minuten warm und gehe dann für 1,5 Stunden an die Geräte. Und wenn ich dann immer noch Energie übrig habe, nochmal 30 Minuten aufs Rad. Das garantiert, dass ich runter komme, da ich mich auf die korrekte Ausführung der Übungen konzentriere und wenig nachdenke. Gut, manchmal lese ich auf dem Rad Fachbücher, aber in dem Artikel heute geht es ja nicht um Multitasking sondern um den Stressabbau.

Yoga

Bis vor rund drei Jahren hielt ich Yoga für „zu esoterisch“ für mich. Ich machte Pilates und TBC (Total Body Conditioning) im Studio, das reichte mir. Bis eines Tages meine Pilatesstunde von einem Yoga-Lehrer gegeben wurde. Der hat mich überzeugt, doch einfach mal in seine Stunde zu kommen und es auszuprobieren. Und was soll ich sagen? Ich blieb dabei. Und merkte schnell, dass die Yoga-Richtung Kundalini, die er unterrichtete, eigentlich genau dem „esoterischen Quatsch“ entsprach, der mich vorher abhielt. Aber die Kombination aus Asanas (Körperübungen und -haltungen), Pranayama (Atemübungen) und Meditation hilft ganzheitlich, sich des Körpers bewusst zum werden, zu stärken und gleichzeitig zu entspannen. Und die Musik, die ich lange belächelt habe hilft mir mittlerweile auch ohne spezielle Übungen, abzuschalten. Dabei wähle ich inzwischen unbewusst genau die Richtungen aus, die ich gerade benötige: Beruhigend, anregend, untermalend für Mediation oder zur Konzentration. Aber Kundalini-Yoga ist nicht die einzige Richtung, die ich ausübe. Lára, die Trainerin, die mich zur ketogenen Ernährung brachte, bietet bei uns im Studio auch  Intensive, Yin, und Restoratives Yoga an. Und je nachdem wie der Kurs an dem Tag drauf ist, powern wir uns richtig aus oder gehen in eine intensive Dehnung. Herrlich. Auch hab ich bei ihr schon mal Aerial Yoga ausprobiert. Auch eine tolle Art, um Muskeln aufzubauen und zum Schluss zu entspannen. Aber der Kurs findet nicht in unserem Studio statt, dazu muss ich in den nächsten Ort fahren. Und das passt selten in meinen Zeitplan. Und dann im Sommer kommen immer mal wieder Tage mit Paddleboard Yoga dazu, aber das ist vor allem für den Spaßfaktor. Denn die Balance auf den etwas breiteren Surfbrett zu halten, während du den Sonnengruß machst, ist gar nicht so einfach. Aber wenn man fällt, fällt man weich. Nur eventuell eiskalt, wenn man es wie ich auf dem Baggersee macht ;-)

4. Systematische Entspannungsverfahren 

Systematische Entspannungsverfahren sind ritualisierte Vorgehensweisen. Die Rituale sorgen dafür, dass ein Vorgehen gelernt und somit mit weniger Aufwand angewendet werden kann. Dadurch bleibt Zeit, den Geist zu fokussieren – oder eben laufen zu lassen.

MBSR – Mindfulness-Based Stress Reduction (Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) 

John Kabat-Zinn, Molekularbiologe und Professor an der University of Massachusetts Medical School in Worcester, entwickelte in den 1970ern ein Programm zur Stressreduktion. Dieses kombiniert

  • den Body-Scan, bei dem der ganze Körper achtsam wahrgenommen wird
  • eine Reihe von Yogaübungen
  • die Sitzmediation („stilles Sitzen“)
  • die achtsame Ausführung langsamer Bewegungen wie in der Gehmediation
  • den Breathing Space, eine dreiminütige Achtsamkeitsübung
  • als auch allgemein zu lernen, auch bei alltäglichen Dingen wie Essen achtsam zu bleiben.

Achtsam sein bedeutet dabei, den Körper mit all seinen Zuständen und Empfindungen wahrzunehmen, aber dabei nicht zu werten. Z. B. wenn die Füße schmerzen, dies zu registrieren aber nicht dabei zu denken „das muss ich ändern / das ist schlecht / das nervt). Aber auch Gefühlszustände sind dabei gemeint. Wahrnehmung ohne zu werten. Hört sich erstmal einfach an, ist es aber nicht. Wir sind geprägt davon, uns und unsere Umwelt zu bewerten, zu kategorisieren. Mir haben die Bücher von Karat-Zinn bereits große Dienste erwiesen, ich kann sie nur jedem empfehlen. Und wer nicht lesen mag, kann einen MBSR-Kurs besuchen. Diese werden u. a. von vielen Volkshochschulen angeboten.

Progressive Muskelentspannung

Progressive Muskelentspannung (PME), auch progressive Muskelrelaxation (PMR), progressive Relaxation (PR) oder Tiefenmuskelentspannung genannt, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom US-amerikanischen Arzt Edmund Jacobsen entwickelt. Bei der Entspannungstechnik werden gezielt einzelne Muskelgruppen erst angespannt und dann entspannt. So wandert man (meist geführt) durch den gesamten Körper um sich vollständig zu entspannen. PME ist eine ganz tolle Übung, mit der man ohne Vorkenntnisse entspannen kann. Selbst wenn man keine Zeit hat, um den ganzen Körper zu durchwandern, so kann man es doch selbst im Büro am Schreibtisch sitzend anwenden, ohne dass die Kollegen großartig was mitbekommen. Es lohnt auf jeden Fall, sich damit etwas mehr auseinander zu setzen.

Weitere systematische Entspannungstechniken sind unter anderem Autogenes Training, die Gedanken-Stopp-Methode usw. Auf diese gehe ich jetzt nicht näher ein, da sie mir zum einen nicht liegen oder aber ich habe sie noch nicht ausprobiert.

Bunte Entspannungswelt – die jedem etwas bietet

Es gibt vermutlich ebenso viele Entspannungstechniken wie Stressfaktoren. In meinen Augen ist es am Wichtigsten, sich des Stresses bewusst zu werden und dann eine für sich geeignete Lösung zur Entspannung zu finden. Dabei kann oder sollte man durchaus auch mal auf externe Unterstützung, zum Beispiel durch Freunde zurückgreifen. Denn sitzt man einmal im Hamsterrad seiner Projekte und Gedanken, fällt es nicht immer leicht, auszubrechen. Und Hilfe annehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Achtsamkeit sich selbst gegenüber!

In dem Sinne wünsche ich dir ein entspanntes, sonniges Wochenende!

P.S.: Diesen Beitrag habe ich beendet, vier Wochen nachdem ich ihn angefangen habe. Ich habe mich tatsächlich auch ein bisschen an meine eigenen Tipps gehalten. Wenn vielleicht auch nicht so viel, wie nötig gewesen wäre. Aber ein Projekt musste einfach auf der Strecke bleiben, in dem Fall der Blog und ein Stück weit die Lernerei für die Ausbildung. Es ist mir nicht leicht gefallen, aber es war notwendig. Denn sonst hätte einfach alles gelitten. Die Qualität der Beiträge, der Lerneffekt wäre wahrscheinlich auch nahe Null gewesen und der Umzug würde sich wohl auch viel länger hinziehen. So ist immerhin ein Ende in Sicht;-)

Teilen mit:
Über den Autor

Miriam

Facebook

Ich heiße Miriam Hoffbauer, bin Jahrgang ’78 und ernähre mich seit Dezember 2014 kohlenhydratarm. Auf ketoVida teile ich meine Erfahrungen mit der ketogenen Ernährung und wie diese auch dir auf dem Weg zu einem gesunden und schlanken Leben helfen kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert